Tiroler Maskenbiene © Sebastian Hopfenmüller
08.04.2025

Erster Nachweis der Tiroler Maskenbiene in Nidwalden

Die beiden Pro Natura Sektionen Unterwalden und Uri fördern mit ihrem gemeinsamen Projekt «Summende Bauernhöfe» Aufwertungen im landwirtschaftlichen Kulturland. Der Fokus liegt in diesen Zentralschweizer Kantone auf dem Talboden, wo intensive Bewirtschaftung gang und gäbe ist. Nun zeigt eine Wirkungsmessung die ersten erfreulichen Erfolge.

Im intensiv genutzten Landwirtschaftsland fehlt es häufig an Nahrungsangebot und Lebensraum für Insekten. Seit drei Jahren arbeiten deshalb die beiden Sektionen von Pro Natura Unterwalden und Uri zusammen in der «Aktion Hase & Co». Im Rahmen dieser Aktion werden Projekte umgesetzt, um Landwirte der beteiligten Kantone bei ökologischen Aufwertungen in den Talsohlen zu unterstützen. Der Fokus liegt dabei auf der Insektenförderung. 

Im Rahmen des Teilprojektes «Summende Bauernhöfe», wo interessierten Landwirtinnen und Landwirten eine kostenlose Beratung für die Wildbienenförderung auf ihrem Betrieb angeboten wird, können nun erste Erfolge festgestellt werden. Seit dem Start des Projektes wurden 26 Betriebe beraten und viele der empfohlenen Massnahmen umgesetzt. Je nach Ausgangslage kann bereits mit wenig Aufwand eine Verbesserung erzielt werden. Durch das Schaffen eines Blütenangebotes steigt die Nahrungsgrundlage vieler Insekten. Totholz, lückig gewachsene Bodenstellen und weitere Strukturen sind wichtig, damit viele Wildbienen-Arten nisten können. Von der Förderung blüten- und strukturreicher Lebensräume für Wildbienen profitieren immer auch zahlreiche andere Arten.

Angewiesen auf Förderung

Die Auswertung einer der ersten grösseren Aufwertungen im Projekt «Summende Bauernhöfe» zeigt auf, wie wichtig die Naturförderung in der Talsohle ist. 

Bei einer Aufwertung wurde ein südexponierter Waldrand ausgelichtet und dabei viel stehendes Totholz geschaffen. Weiter wurde die angrenzende Extensivwiese aufgewertet. Ein Jahr nach den Aufwertungsarbeiten wurden während drei Begehungen auf der aufgewerteten Fläche 44 Wildbienenarten nachgewiesen . Die meisten gelten zwar als weit verbreitet und entsprechen dem typischen Spektrum von Wildbienen, die im Kulturland der Region verbreitet sind. Trotzdem sind viele der vorgefundenen Arten im intensiven Landwirtschaftsgebiet heute keineswegs mehr häufig anzutreffen. Auf der Aufwertungsfläche wurden einige Arten gefunden, die von Biodiversitätsförderflächen im Kulturland abhängig sind und auf intensiveren Flächen keinen passenden Lebensraum mehr vorfinden.

Art der Roten Liste

Ein besonderes Highlight und gleichzeitig ein Erstnachweis für den Kanton Nidwalden gelang mit dem Fund der gefährdeten Tiroler Maskenbiene (Hylaeus tyrolensis). Es handelt sich um eine schweizweit seltene, national prioritäre Art der Roten Liste. Als Nahrungsspezialist besucht die Tiroler Maskenbiene ausschliesslich sommerblühende Doldenblütler und nistet vermutlich in dürren Brombeerstängeln am sonnigen Waldrand. Wie andere sommerfliegende Arten hat es diese Maskenbiene besonders schwer, da das Blütenangebot im intensiven Grünland zu ihrer Flugzeit einen Tiefpunkt erreicht.

Abgesehen vom Fund einzelner, seltener Wildbienen liess sich auch zeigen, dass sowohl die Zahl der Arten als auch der Individuen im Vergleich zur umliegenden Normallandschaft deutlich höher ausfällt. Zu diesem Zweck wurden die Auswertungen mit den Zählungen auf einer Referenzfläche in der Nähe verglichen. Diese mittel-intensive Wiese an einem nicht aufgewerteten Waldrand entsprach in etwa dem Zustand der Aufwertungsfläche vor den Massnahmen. Auf der Referenzfläche wurden 26 Arten verteilt auf 57 Individuen registriert, auf der Aufwertungsfläche 44 Arten verteilt auf 118 Individuen. Das bedeutet, dass auf der aufgewerteten Fläche rund 70% mehr Wildbienenarten und mehr als doppelt so viele Individuen nachgewiesen werden konnten! Ein erfreuliches Ergebnis, das zeigt, dass auch flächenmässig eher kleine Aufwertungen einen wichtigen Beitrag zur Naturförderung im Talgebiet leisten können.

Waldrandaufwertung für Wildbienen © Pro Natura
Waldrandaufwertung für Wildbienen